Prizewinners‘ Concert

Ensemble La Mandorle

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La Mandorle

Victoire Delnatte Oboe
Clotilde Sors Violin
Camille Sors Violoncello
Elodie Brzustowski Theorbe, Baroque guitar

Die Lorbeeren werden abgeschnitten

Michael Schäfer

Die folgenden Erläuterungen gründen sich in erster Linie auf Informationen, die das En­semble La Mandorle zu seinen Wettbe­werbsprogrammen bei seiner Bewerbung abgegeben hat:

Unser Programm beginnt mit einem Medley von Arien aus der weltlichen Kantate Apollo e Dafne. Diese 1710 vom jungen Händel ge­schriebene Kantate erzählt die tragische Ge­schichte von Apollo, dem Gott der Musik, und Dafne, einer von ihm verfolgten Nym­phe. Um Apollos Verfolgung zu entgehen, verwandelt sie sich in einen Baum – ein ulti­mativer Akt des Widerstands. Der Lorbeer ist ein Symbol des Triumphs – sicherlich für Apollo – aber auch für Dafne, die in ihrer Ver­wandlung Unsterblichkeit findet, eine starke Symbolik.

Wir fahren fort mit der Sonate g-Moll von Elisabeth Jacquet de la Guerre, einer der ers­ten Frauen, die in einer männerdominierten Musikwelt Anerkennung erlangte. Zu ihrer Zeit blieben ihr die Lorbeeren – die ihr ge­bührenden Ehrungen und Anerkennungen – jedoch oft aufgrund ihres Geschlechts ver­wehrt. Die Brillanz ihrer Musik lädt uns ein, über die Lorbeeren nachzudenken, die ihr versagt wurden.

Der junge französische Gitarrist und Kompo­nist Lucius Arkmann greift in Fin de soirée chez Madame de Pompadour (Ende der Soirée bei Madame de Pompadour) die Fei­erlichkeit des Hofes von Versailles auf und verleiht ihr seine eigene Energie. Er versucht jedoch nicht, die Figur der Mme de Pompadour mit dem Prunk des Hofes zu fei­ern. Im Gegenteil, die Favoritin Ludwigs des XV. strahlt durch den Einsatz von Techno, einem mit dem Underground verbundenen Musikgenre, eine Form ungehemmter Mo­dernität aus. Statt eine Trophäe der Be­wunderung zu sein, wird der Lorbeer zu einem skurrilen, ja ironischen Symbol, bar jeder Heiligkeit. Arkmann hat diese Kompo­sition eigens für das Ensemble La Mandorle geschrieben.

Vivaldis Triosonate (RV 820) interpretieren wir als wahres musikalisches Turnier! Der Lor­beer, ein Symbol des Ruhms, wurde histo­risch mit militärischen Siegen in Verbindung gebracht. Wem wird die Lorbeerkrone ange­boten?

Das Programm wird fortgesetzt mit Robert de Visées Suite in a-Moll, die wir rekonstruiert haben. Als Lautenist am Hofe Ludwigs des XIV. verkörpert er die Eleganz intimer Salonmusik – das historische Gegenstück zu dem zeitgenössischen Stück, das wir zuvor spielen. Der Lorbeer könnte die Ehrerbietung darstellen, die Hofmusikern zuteilwurde, die besonderen Schutz genossen. Um dieses Programm stilvoll abzurunden und uns viel­leicht auf unseren Lorbeeren auszuruhen, spielen wir eine typische Händel-Triosonate (op. 2, Nr. 5), in der die Oboe der Violine ge­genübersteht, während das Cello mit seinem hochvirtuosen Part den Ehrenplatz einnimmt.

Wir geben dem Konzert am Ende eine leich­tere Note mit einem Kinderreim, in dem der Lorbeer eine subversive Doppelbedeutung hat. Die Zeile „Nous n’irons plus au bois, les lauriers sont coupés“ (Wir gehen nicht mehr in den Wald, die Lorbeeren werden abgeschnitten) ist nicht so harmlos, wie sie scheint. Im Frankreich des 17. Jahrhunderts hängten Bor­delle einen Lorbeerzweig über ihre Türen, doch Ludwig XIV. beschloss, Prostitution un­ter Strafe zu stellen. Der Ursprung dieses Lie­des scheint später zu liegen, geschrieben von Madame de Pompadour, die damit gegen die Schließung dieser Bordelle protestieren wollte.

Eröffnet wird das Preisträgerkonzert durch ei­nen zusätzlichen Beitrag des Yara Ensembles, das in der „göttingen händel competition“ 2025 mit dem Sonderpreis „Musik und Raum“ ausgezeichnet worden ist. Es spielt die selten zu hörende Partia VI von Heinrich Ignaz Franz Biber. Zentrum dieses Werkes sind 13 Variationen über eine Aria aus zweimal vier Takten. Obwohl in den einzel­nen Variationen das Thema und dessen har­monische Struktur streng beibehalten sind, werden der musikalische Gestus, die techni­schen Anforderungen und der Kompositi­onsstil stark verändert. Es finden sich frühba­rocke Diminutionssätze, Abschnitte im Consortstil und hochvirtuose Passagen, die in ihrer Konsequenz beinahe an Etüden erin­nern. Dabei erfüllt jede Variation eine feste und eigenständige Aufgabe in der Darstel­lung oder dem Training der Virtuosität: so­wohl im technischen Bereich (etwa in Dimi­nutionen oder Doppelgriffen) als auch im Bereich des kammermusikalischen Zusam­menspiels oder im Bereich der Präsentation kompositorischer Künste.

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